Irgendwie besser: Plastik

(c) Fatima Talalini
Nachdem ich den Film "Plastic Planet" gesehen hatte, wollte ich mich am liebsten in die Innenstadt stellen und Flyer verteilen: "Hast du das mit dem Müll im Meer gewusst?", wollte ich die Leute fragen. " Die Schildkröten! Die armen Schildkröten!", wollte ich rufen. "Habt ihr das gesehen?", wollte ich rufen. Aber wer hätte mir zugehört? Jahrzehntelang lief durch Dortmund eine Frau mit einem Schild auf dem "Jesus rettet" stand. Als sie irgendwann weg war und jemand anderes das Schild hochhielt, fragte jeder, wo sie denn sei. Einen Flyer hatte niemand von ihr gelesen. Obwohl alle sie kannten, hatte sich niemand aus meinem Umfeld für ihre Botschaft interessiert. Niemand will missioniert werden. Also druckte ich keine Flyer.

Wir alle wissen es: Plastik ist böse. Wir alle benutzen es trotzdem. Es gibt kein vorbei. Während ich diesen Artikel schreibe, benutze ich Tastaturtasten aus Hartplastik, Kabel aus Plastik liegen auf dem Schreibtisch, Textmarker, Kugelschreiber, Tupperdose es steckt sogar mit meinen In-Ear-Kopfhörern in meinem Kopf.

Plastik wurde in den 50-er Jahren entwickelt und galt als ein Stoff der Zukunft. Es ist verrückt, wie sich das Material seitdem durchgesetzt hat. Spielzeug, Geschirr, Verpackungen, Küchenutensilien wie Pfannenwender und ähnliches. Das sind alles Dinge, die man auch aus Holz, Stoff, Keramik oder Metall kaufen kann.

Ich habe in Blogs darüber gelesen, wie man ein plastikfreies Leben führt. Und ich war sehr frustriert, als mir klar wurde: Das schaffe ich nicht. Ich bewundere all diese Leute, die sich ihre Zahnpasta selbst anrühren, Gewürze selbst herstellen oder Spielzeug selbst schnitzen. Für meinen Alltag kann ich mir das aber einfach nicht vorstellen. Doch getreu dem Motto „Schritt für Schritt“ habe ich angefangen immerhin weniger Plastik zu benutzen. Diese Dinge kann ich umsetzen, um wenigstens ein bisschen, um irgendwie besser zu werden:

1. Biogurke mit Plastik ummantelt aus Spanien oder ohne Bio und ohne Plastik aus Holland? Ich entscheide mich für die ohne alles aus Holland, das ist ohnehin näher dran.

2. Ich trinke gerne Kaffee. Und ich bin ein Opfer von Stempelkarten. Der Tiefpunkt war letztes Jahr erreicht, als ich mir ein größeres Portemonnaie zulegte, um alle Stempelkarten unterzubringen. Statt jetzt jedesmal einen Pappbecher mit Plastikdeckel zu kaufen, legte ich mir einen permanenten Becher aus Bambus zu. Das ist wie Tupper, angeblich aber besser, weil: Bambus statt Plastik. Bäcker und Cafés sind nicht verpflichtet die mitgebrachten Becher zu befüllen und können sich mit Hygienevorschriften rausreden. Überall, wo ich nachfragte, war es aber kein Problem. Bei manchen Läden und in der Uni gibt es sogar Rabatt, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt.

3. Gemüse aus dem Supermarkt. Bei Rewe oder Edeka kann man auf die Tüte verzichten und alles lose in de Korb tun. Für später einfach einen Jutebeutel mitnehmen. In Discountern ist vieles schon in Plastik vor verpackt. Dafür habe ich keine Lösung gefunde, außer Verzicht. In Dortmund gibt es Mittwochs und Samstags einen Markt in der Innenstadt, Freitags in der Nordstadt.

4. PET-Flaschen. Braucht niemand! Fast überall gibt es inzwischen Glasflaschen oder zumindest widerverwendbares Hartplastik. Ich brauche unterwegs eine Flasche Wasser und habe neben Sigg- und Sportflaschen immer PET-Flaschen aus dem Supermarkt gekauft. Das ist zum einen Quatsch, weil der Transport des Wassers vom Quellort in den Supermarkt CO2-Emissionen verursacht, während das Leitungswasser in Deutschland trinkbar ist. Der erste Schritt hieß für mich: Von Flaschenwasser auf Leitungswasser umsteigen. Im Ruhrgebiet kein Problem – das Wasser ist hier relativ weich, hat also keinen hohen Kalkgehalt. In Berlin sieht das schon weit anders aus. Wer dort lebt und den Geschmack des Wassers nicht mag, kann sich Filterbehälter zulegen oder spezielle Kohlestücke kaufen, die man regelmäßig abkochen muss. Der zweite Schritt war für mich: Eine Flasche für das Leitungswasser. Ich habe zuerst eine aus Glas gekauft, der Behälter ist komplett aus Glas, am Flaschenhals ist ein Metallverschluss, nur die Dichtung und der Plöppverschluss sind aus Plastik bzw. Gummi. Nachdem mir drei Glasflaschen samt Inhalt zerbrochen waren, musste ich einsehen, dass diese Option nicht für mich infrage kommt. Meine super bewundernswerte Freundin riet mir zu einer Flasche von Klean Kanteen. Diese bestehen aus Edelstahl. Ich habe mich mit meinem studentischen Geldbeutel für eine günstigere Marke entschieden.

5. Strohhalme. Was für ein Quatsch! Ein Rörchen aus Plastik, das dafür sorgt, dass man das, was man trinkt, anders trinkt? Boykottiere ich.

6. Kosmetika. Ohje. Seife war einfach: Statt Flüssigseife in Plastik einfach feste Seife kaufen, die gibt es in der Drogerie auch in Pappschachteln. Einfach darauf achten, die zu kaufen, die nicht in der Pappschachtel noch zusätzlich in Plastik eingehüllt sind. Shampoo ist schwieriger. In Biosupermärkten und in super fancy Kosmetikläden wie Lush oder Body Shop gibt es festes Shampoo. Das sieht aus, wie Seife und kann in einem Säckchen oder Papier verpackt gekauft werden. Kontaktlinsenflüssigkeit habe ich leider nicht anders verpackt gefunden. Wenn jemand was findet, schreibt gerne eine Mail an: nachtwindteam@gmail.com.

 Diese ersten Schritte helfen mir dabei, darauf zu achten, wo wir überall Plastik benutzen - und wo man es vermeiden kann.


Recherchequellen:
- https://www.bpb.de/mediathek/187448/plastic-planet

Dieser Blogeintrag ist Teil der Serie "Irgendwie besser". Den ersten Eintrag findest du hier.



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