Essen in Essen - Jay Edition

Foodblog reizt mich ja irgendwie und ist gleichzeitig so ein herrlich überstrapaziertes Format. Ankommen und es neuerfinden wollen ist dann für gewöhnlich die Reaktion auf Eingefahrenes. Ich klopfe auf meinen Holztisch, klatsche die Hände zusammen und deute auf unseren Header: Wir sind ein Blog für alles und wir machen wasimmer wir wollen.
Ich möchte euch heute meine bevorzugten Futterstellen in Essen vorstellen. Warum? Weil Andy das schonmal für Bochum gemacht hat. Weil meine bevorzugte Todsünde die Völlerei ist. Weil - Kracherpointe - ich mein ganzes Leben in Essen verbracht habe. In Essen! Verstehste? Ja, war nicht gut. Den Witz musst du als Essener machen, bevor jemand anders ihn macht, das nimmt ihm die Wirkung.

Also, anbei nun eine Liste (und anschließend eine Karte) meiner bevorzugten Orte um Kulinarisches käuflich zu erwerben.


Imbisse

1. Pizzeria Valentina - Frohnhausen - Berlinerstr. 131
Ein flaches Argument vorne weg: Jede große Pizza kostet für Selbstabholer Vier Euro. Das ist ein absoluter Schnapper. Die Pizza hier ist solide und ehrlich. Ich brauche kein Steinofen-Zauber, keine abgefahrenen Kombinationen. Die Karte ist schmal, dafür ist alles sehr gut.

Außerdem ist der schweigsame Inhaber ein netter Typ, ohne aufdringlich einschmeichelnd zu sein. Da kann ich gut mit umgehen. Er schaut heimlich auf die Höflichkeit, was ich sehr charmant finde. Als sich neulich zwei Jugendliche vorgedrängelt haben, hat er deren Bestellung zwar zuerst aufgenommen, dann aber meine Pizzen zuerst fertig gemacht. Ohne viel zu sagen, wurde ein Punkt gemacht. Da kann ich auch gut mit umgehen.
Wenn mensch möchte, gibt es im hinteren Teil auch einen Sitzbereich, der zum Quatschen und Futtern ausreicht, nicht aber für ein romantisches Date.

2. Don Camillo - Frohnhausen - Mülheimerstraße 87
Der Camillo muss in Essen wirklich ein Don sein. Es heißen so viele Pizzatempel "Don Camillo", dass auf Google die Vorschaubilder für alle ständig falsch sind und einen anderen Laden zeigen. Dieser Don Camillo ist ein absoluter Lieferexperte.

Als Fußballer wäre die Pizzeria ein "Utility-Player". Sie ist auf allen Positionen einsetzbar. Indisch, Burger, Baguettes, Pizzen, Nudeln, hier gibt es eigentlich alles. Meist wird mensch ja skeptisch, wenn ein Imbiss zu viel verschiedenes anbietet, aber bisher war ich mit der Qualität immer sehr zufrieden. Besonders die indischen Sachen sind richtig lecker.
Eine besondere Stärke ist, dass auch wenn die Hütte bei denen glüht, selten die Lieferzeiten über 30 Minuten liegen. Zum Essen vor Ort ist das Lokal allerdings echt ein bisschen düster.


3. Bobby & Fritz- Rüttenscheid - Rüttenscheider Stern
Eigentlich darf ich den Laden gar nicht mögen. Nicht nur, weil er in Rüttenscheid ist, was für mich als Arbeiterkind erzählerisch natürlich mit den ganzen Hipstern und dem Süd-Umfeld der Feind ist (ist es nicht). Hier war mal "Schichtbetrieb", ein fantastischer Frozen-Joghurt-Laden, der dann leider geschlossen hat. Wenn jetzt ein neues Lokal hier drin ist, kommt das für mich damit gleich, als wäre auf einem alten heiligen Friedhof gebaut worden.

Als ich aber zum einen die günstigen Preise gesehen habe und die Tatsache, dass hier ein Kung-Fu-Hotdog mit Wasabi-Sauce existiert, war das Reinigungsritual fast abgeschlossen. Ein Rabatt für Schüler*Innen und Student*Innen veredelte bei mir den Erstkontakt.
Bobby & Fritz ist zwar Franchise, aber sie machen das echt gut. Das Essen ist lecker, mein Referenzessen, das Chili, hat mir sehr gut gefallen. 

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Bei gutem Wetter sitzt es sich draußen echt nett und egal ob hier im Essener Süden, oder bei der Filliale in der Innenstadt: Die Bobbies und Fritzen können Humor und sind recht locker drauf. Da macht es dann auch Spaß schon zu bestellen und ein paar Witze austauschen zu können.
Einziger Wunsch: Hier könnten mehr vegetarische/vegane Varianten her. Gerade, weil alles so lecker und nicer Imbiss-Style ist.

Restaurants

4. Star Diner - Bochold - Am Lichtbogen 12
Den Laden zu empfehlen kommt mir lächerlich vor. Grob 15k Likes auf Facebook. Die Zeiten, dass dieser Diner im amerikanischen Stil noch ein Geheimtipp bei Fernfahrern war, sind lange lange vorbei. Eingeborene Essens kennen das Star Diner natürlich und irgendwie war jede/r schon einmal da.

Nicht nur, dass die Öffnungszeiten so großzügig sind, dass das Diners immer eine Option ist, das Essen ist auch wirklich sehr stabil. Sowohl in Menge, als auch Geschmack. Wer sich mit amerikanischem Style nicht vereinen kann, wird hier nicht sehr glücklich, auch wenn es ein paar Alternativen auf der Karte gibt. Notfalls geht ein Milchshake immer und die sind auch eines der Aushängeschilder des Ladens.

Auch hier ein wirklich wichtiger Teil der Atmosphäre: Die Kellner*Innen sind nette Leute, haben Humor und passen in den Schuppen. Irgendwie wirken alle ein bißchen alternativ, ein bißchen passen alle zart ins Klischee.

Wichtig: An vielen Abenden, lockt das Star Diner mit speziellen Sonderangeboten, durch die hohe Beliebheit lohnt es sich vorher einen Tisch zu reservieren. Wer es etwas abenteuerlich mag, kann draußen im authentischen Schulbus platznehmen, aber ich kann es ehrlich gesagt nicht empfehlen. Der Funke springt dort nicht so über, wie im Inneren.

5. Burgerista - Innenstadt - Lindenallee 4
Burger sind ne feine Sache. Daher bleiben wir beim amerikanischen Fleischbrötchen. Burgerista hat eine solide Auswahl an Burgern, auf einer angenehm schmalen Karte. Einige Sachen sind ein bißchen hipsterig neu, so können z.B. die Burgerbrötchen auch gegen Salatblätter eingetauscht werden. Die Limo-Flat-Rate zu 2,60€ macht dieses Lokal auch zu meinem heimlichen Konferenzraum in der Stadt. Wenn ich jemanden treffen muss und es nicht privat sein darf, dann ist es meist bei Burgerista.

Der Laden ist schön bunt und auch wenn es richtig voll ist noch erstaunlich ruhig. Ich bin gerne da, auch, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis mir echt gut erscheint. Das Burgerfleisch war auch bisher immer genau auf diesen perfekten Punkt angebraten, damit alles so richtig gut Schmacko ist. In der Innenstadt eine solide Option.

6. Do eat/Dschingis Kahn - Innenstadt - Kastanienallee 95
Das ist ein Heimspiel. Ich liebe die asiatische Küche, weil ich sie an einigen Stellen klüger finde als unsere. Außerdem schmecken die meisten Sachen im asiatischen fantastisch. Da macht das Restaurant, welches gerade frisch den Namen geändert hat, keine Ausnahme. Es gibt hier ausschließlich All-you-can-eat, zu einem Preis, der für ein Restaurant vollkommen plausibel ist. Je nach Tageszeit ändern sich Preis und Umfang des Buffets ein wenig.

Ich mag besonders das Sushi vor Ort, was nur leider manchmal ein wenig darunter leidet, dass es nicht so viele Kund*Innen dort essen. Deshalb stehen die Platten manchmal etwas länger und das Sushi wird etwas trocken. Das ist aber besser verzeihbar, als würden sie ständig etwas wegschmeißen. Liebe Sushi-Fans: Klagt nicht, denkt mit! Wenn ihr das nicht ganz perfekte Sushi aufesst, muss der Koch dann frisches nachlegen. All-you-can-eat hat auch mit Planung zu tun! Besonders dekadent ist das Nachtischbuffet, mit diversen Weingummis, Torte, Tiramisu, Pudding und Schokobrunnen. Ich gehe da tatsächlich meist dran vorbei, weil die Vorspeisen mich ausreichend auslasten, aber Schlaraffenland muss ganz ähnlich sein.

Die Atmosphäre ist okay, durch das All-you-can-eat wird ein sehr gemischtes Klientel angezogen, was häufig nicht das richtige "Restaurant"-Gefühl aufkommen lassen will. Dafür ist es ein fantastischer Ort, wenn mensch Spaß dran hat, sich Leute anzugucken. Im Do eat ist immer was los.

Bars und andere Highlights

7. Cafe De Prins - Essen-Süd -Isenbergstraße 14
Als Cafe habe ich diese Bar nie realisiert. Ich war da aber auch noch nie vor 19 Uhr. Ganz unabhängig davon ist es eine richtig tolle warme Location. Wirklich, es strahlt immer golden und passend dazu gibt es hier wirklich gute Pommes. Vielleicht die Besten in Essen. Dazu ein leckeres Bierchen, dann nochmal ein bißchen Pommes, Pommes und noch ein Bierchen. Die Karte erfreut sich - der Name deutet darauf - niederländischer und belgischer Feinheiten, aber es ist trotzdem keine Themenbar. Es gibt schöne Details zu entdecken, aber die will ich gar nicht spoilern. Ein guter Schuppen für gemütlich.

8. Cafe Nord - Innenstadt -Viehofer Platz 1
Ein guter Schuppen für laut. Für richtig laut. Kutten, Bandshirts und Schwarz als dominante Farbe. Ich weiß nicht genau wie es dazu gekommen ist, aber ich freue mich, dass die Essener Nordstadt eine kleinen Metal-Abschnitt hat. Am längsten dabei ist das Nord. Für Essener*Innen absoluter Kult, aber nicht nur weil mensch sich da bei ordentlich lautem Gitarrengeballer den Kopf verdieseln kann.

Kulinarisch kann das Nord auch ordentlich mitspielen. Bekannter ist die Pizzaflatrate am Sonntag, bei der sich mensch für 5€ ordentlich ein Wohlstandsbauch anfressen kann, ohne reich zu sein. Wer nicht so auf Pizza steht und bei jedem Gewicht Bodypositive sein kann, sollte sich dringend die Chilli-Käse-Fritten reinhauen. Jalapenos, Chilli-Con-Carne-Sauce, dick Käse und ordentliche Pommes. Essen für Champions. Satte Champions, die danach wochenlang nichts mehr essen brauchen.

9. Eis Casal - Frohnhausen - Mülheimerstr. 62
Das beste Eis in Essen. Ja, ich kenne Möhrchen, aber das sind Obstbecher mit ein bißchen Eis. Ja, ich kenne die Iamlove-Filliale in Essen-Süd, aber die kommen eigentlich aus Bochum und während die Spezial-Sorten fantastisch können, fehlen denen die spektakulären Becher.

Eis Casal gibt es länger als mich, es ist ein Familienbetrieb und wächst seit Jahren beständig. Die Eissorten sind fantastisch und Becher wie das Kartoffeleis oder das Spaghetti-Eis sollte mensch da einmal in seinem Leben gegessen haben. Als Essener ist im Sommer Eis von Casal absolute Pflicht. Und auch wenn draußen eine Schlange um den Block steht - kein Scherz - lohnt es sich, sich einzureihen. Drinnen wird zügig gearbeitet und das Eis ist es wert.


Ehrenhafte Erwähnungen

10. Max Frituur - Böses böses Bochum 
Als Christofer mit f mir gesagt hat, dass es die besten Fritten der Welt in Bochum gibt, hätte ich gerne was dagegen in den Ring werfen wollen. Ich hätte gerne diese eine Essener Frittenschmiede gehabt, bei der ich sicher sagen kann: Die haben alles an der geschlitzten Kartoffel gemacht. Alles. Aber diesen Laden hatte ich nicht. Er brachte mich zu Max Frituur.
Veni, vidi, vici. Das gefällt dem benannten Lateinlehrer sicher gut. Max Frituur macht die geilsten Fritten der Welt. Und mit den besten Saucen.

Warum zählt das für Essen in Essen? Weil ich mit der S-Bahn ins Bochumer Bermudadr3ieck etwa genau so lange brauche, wie zu einigen Orten innerhalb meiner Stadt. Und weil es die fucking besten Fritten sind. Gottgleiches Friteusengold.

11. Altendorf- Die gesamte Altendorfer Straße 
Dem Essener Süden wird es nicht gefallen, aber die beste und dekadenteste Meile um sich rund und glücklich zu futtern, ist in Altendorf. Begonnen an der Grenze zu Borbeck mit dem Franchise-Tempel der Finca Bar Celona, bis zu den unzähligen Dönerbuden oben an der Haltestelle Helenenstraße. Dazwischen gibt es Essen aus fast allen kulinarisch relevanten Regionen: Griechisch, Türkisch, Asiatisch, Amerikanisch, Alles! Inklusive Konditoreien die ebenfalls die göttlichen persischen Süßwaren anbieten.

Klar, Essen-Süd hat den besseren Ruf, aber ehrlich gesagt: Den könnt ihr euch stecken. In Altendorf sitzen bis am späten Abend die Leute auf der Straße, reden, spielen und lachen. Eine vibrierende Lebendigkeit, die den dümmlichen Großmedien dann entlocken würde, dass es sich hier um einen Problemstadtteil handeln muss. Aber das sind halt auch Leute die da schreiben, die in Essen-Süd wohnen. Die verstehen unseren Style hier nicht.


Why so serious - Frohnhausen
Wir weinen um die beste vegane/vegi/omni Essgelegenheit meiner Hood. Die Fronx - Wie seit neuestem einige Frohnhausener*Innen liebevoll sagen - verliert im ganz großen Stil. Alles hier hat awesome geschmeckt und wäre das Whyso noch offen, hätte es einen fetten Goldstern als Markierung bekommen. Es war unfassbar gut. Wer von euch Hater die Veganer hatet, sollte die vegane Mayonaise aus dem Whyso kennenlernen. Danach will mensch nichts anderes mehr an seine Kartoffeln lassen. Dankbarerweise werden die wichtigsten Rezepte wohl gerettet und bald über Facebook verbreitet. Ich bedanke mich für die Jahre mit geilem Futter und nettem Thekenteam!


Anbei meine Stadtkarte mit den besten Spots. Da könnt ihr euch die Adressen herausbasteln und triangulieren, wo ich wohl wohne. Übrigens: Das soll nicht bedeuten, dass in anderen Teilen der Stadt, ihr jeden Imbiss meiden solltet, ganz im Gegenteil: Wenn ihr eine Entdeckung macht, schreibt mir bitte. Das will ich auch ausprobieren!

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