NeeZension: Batman V Superman

"Und? Was sagst du zu Batman V. Superman? Ich muss dich fragen, weil ich auf deine Meinung gespannt bin.", ploppt die Nachricht in meinem Postfach bei Facebook auf. Einen Moment lang fühle ich mich geehrt, da meine Meinung relevant scheint, dann ärgere ich mich, weil ich einem Freund keine faire Antwort geben kann, denn ich habe den Film nicht geguckt. Schade, weil ich mich gerne mit Menschen über Sachen austausche und unterhalte. Aber ich habe einfach nicht vor den Film zu gucken. Nee. Muss ich mich jetzt rechtfertigen, erklären? Nein!
Aber ich will. Zeit für eine Nee-Zension: Die Betrachtung, warum mich ein Inhalt nicht interessiert.

Vor einiger Zeit hat Stephan "Redhead" gut zusammen gefasst, dass der Oberjesus der DC-Comichelden einfach nervt. Mag sein, dass als er in seine Zeit hinein geboren wurde, es für die Menschen wichtig war, eine größere Macht zu sehen, eine Person, die omnipotent und auf Seiten der Menschheit ist, aber ich bin in den 90igern aufgewachsen. Wenn du in einer Welt lebst, in der die Vengaboys, Captain Jack und Mr. President die Charts beherrschen können, spürst du auch als junger Mensch, dass es kein besonderes Talent oder große Kräfte braucht, um etwas in der Welt zu bewegen. Eine allmächtige Obrigkeit ist mir heute ja noch ausreichend suspekt, mit Superman kann ich daher einfach nichts anfangen.

Glück gehabt, der neue Film ist ja schon so konstruiert, dass mensch sich für eine Seite entscheiden kann, ja der Trailer deutet ja schon an, dass genau meine Kritik auch Teil der Story ist: Wie ist mit dem Super-Wachtmeister umzugehen? Wer stopt ihn, falls ihm das Haargel in die Hirnwindungen sickert? Antwort ebenfalls in Trailern angezeigt: Batman.

Der andere Protagonist hat es mit mir auch nicht leicht. Mein Erstkontakt mit Batman waren tatsächlich die Detective Stories Serie mit Adam West, der für immer mein Batman bleiben wird. Das lief samstag morgens auf Sat.1 - damals, als der Samstag Morgen noch Zeichentrick und Superhelden gehörte. Bessere Zeiten.
Er war dieser positive Klugscheißertyp, der eben nicht hauptsächlich mit Wumms im Arm, sondern halt auch mit ordentlich Schmalz IM - statt auf - dem Kopf kämpfte. Ein Detektiv halt. Indizien sammeln, recherchieren, zwischen durch dem Azubi was beibringen, Fälle lösen. Das ging für mich nicht nur klar, sondern war Vorbild. Meine Eltern identifizierten mich als Fan, aber als ich dann die Filme gesehen habe, hat mich Batman wieder verloren. Auch ein grandioser Jack Nicholson Joker konnte mich als Kind nicht an die Filme fesseln.
Ich musste erst zurückgeholt werden, mit "The Dark Knight". Ironie an der Sache: Ins Kino gelockt hat mich der Joker, die Darstellung des Wahnsinnigen und der heimliche leichte Man-Crush auf Heath Ledger, der mich seit "Ritter aus Leidenschaft" fest in seiner Hand hatte. Tja, es sind oft die kleinen Gründe, warum wir etwas mögen oder nicht mögen.
Christian Bale hat sich erst mit seinem dritten Batman-Film als mein Batman beworben, auch wenn die Geschichte der Figur in allen drei Teilen sehr intensiv erzählt wurde. An alle Fans der Trilogie-Theorie: Hier habt ihr mal eine, wo der mittlere Film der Stärkste und nicht der Schwächste ist.

Eigentlich für mich das perfekte Setup: Superman in der Kritik, Batman to the rescue. Ich konnte eine Seite wählen und hätte mir jetzt anschauen können, wie sich die Beiden mit ungleichen Fertigkeiten in einen gleichmäßigen Kampf begeben. Und dann auch noch Jesse Eisenberg als Lex Luthor! Super gut. Auch ein Schauspieler, den ich sehr mag, weil er immer dieser sympathische Loser ist, der es doch immer irgenwie schafft (Social Network, Zombieland, American Ultra). "Was is mit dir? Alles ist doch perfekt!", sagt der virtuelle Schnitt meines Freundeskreises im Kopf.

Nichts ist perfekt. Der Film heißt "Batman V Superman", keine Ahnung welcher Depp glaubt, das "S" von VS wäre noch einzusparen, damit der Titel kürzer ist. Beim ersten Lesen dachte ich kurz, der Film hieße "Batman Fünf – Superman".
Versus ist ein mächtiges, wichtiges Wort. Es ist die engste Konfliktbindung die in meinem Kosmos möglich ist. Jedes Kampfspiel, jedes Epic Rap Battle, jeder Boxkampf, alle verwenden das Versus. Weil es episch ist, weil es reduziert. Die Klammer ist um die Kombatanten gesetzt und geschlossen, nichts, aber auch gar nichts kommt mehr mit rein. Die purste Form des Konfliktes.

Und dann halten sie sich nicht dran. Dann kommt Lex Luthor noch als Rechenoperation außerhalb der Klammer dazu und Darkseid auch noch oben drauf und eh mensch sich versieht, ist der Trailer am Ende, die Bromance zwischen Batsi und Superjesus im vollen Gange, als sie in lupenreinstem sexsistischem Kackscheiß diskutieren, wem von den Beiden denn jetzt die Frau gehört, die gerade gelandet ist. Sie gehört sich selbst, ihr blöden Steinzeitmenschen, SICH SELBST! Wissend, dass die Zusammenstellungen der Casts solcher Filme inzwischen schon den Transfermarktgerüchten der Bundesliga gleichen, ist meist schon weit vor der ersten gesehenden Filmsekunde klar, dass noch andere Helden auftauchen. Cyborg, Aquaman und werweissichnichtnoch. Versus beschreibt den heiligen Zweikampf, die purste Konfrontation und für diesen blöden Film nehmen sie es auseinander.

Und das hätten sie nicht mal gemusst. "Justice League Begins" wäre eine fairer Titel gewesen. Nicht einfallsreich, nicht spektakulär, aber aufrichtig gegenüber den Zuschauern, denn da wollt ihr doch hin! Marvel hat zusammen mit Disney eine Perpetuum Mobile geschaffen, welches Geld in Filmen verbrennt, um Geld für neue Filme zu produzieren. Stephen Strange bekommt seinen eigenen Film! Sie mussten Cumberbatch nehmen, damit den Film überhaupt jemand sehen will. Zurück zu DC.

"Justice League VS. Darkseid" Hätte ich nach dem zweiten Trailer sofort abgekauft. Aber das Duell der Beiden alten Herren von DC, das habt ihr beworben, aber von Anfang an nicht verkauft. Etwa so überraschend, wie Wrestling. Da ist auch kein VS. wirklich echt und es kommen ständig zig andere Leute reingelatscht und stören.

Aber, aber, aber, Jan! Die Geschichte! Die muss doch den Film verkaufen! Hm. Joa. Nö. Der Trailer muss mir den Film verkaufen und wenn dann der größte angekündigte Konflikt schon abgenommen wird, dann funktioniert das nicht. Dann können sie ja gleich den größten Spoiler zum Titel machen! "Star Wars VIII - Han stirbt", würde doch auch keiner mehr gucken wollen! Lernt bei Marvel, da heißt der neue Film "Civil War", was auch Quatsch ist, weil da nun wirklich keine Zivilisten oder Bürger miteinander in Konflikt geraten, sondern ziemlich markant die Helden. Aber "War", den gibt es, den ganzen Trailer entlang, zwischen durch wird zum Nachladen mal kurz gesprochen. Die halten was sie versprechen und den Film, den werde ich mir angucken gehen!

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