Der deutsche Flüchtling

Bild links: Quelle: Mählert, Ulrich: Die kleine Geschichte der DDR., 4. Aufl, München 2004
Bild rechts: Quelle: „Vertreibung“. Lizenziert unter CC BY-SA 1.0 über Wikimedia Commons

Viele Dinge verändern sich still und heimlich. Hinter wachen Augen und geöffneten Herzen beginnt jeder Wandel. 

Ich möchte heute nichts zur aktuellen Situation sagen. Das tun andere. Viele andere. Und viele tun das sehr gut.
Ich studiere Geschichte. Und immer wieder ärgert sich jemand und sagt, "Oh bitte nicht schon wieder Nationalsozialismus. Bitte nicht schon wieder Zweiter Weltkrieg.".
Aber immer wenn ich in der S1 sitze und meine Texte fürs Studium lese, merke ich, ich sehe das anders.

Ich sehe das anders, weil ich glaube jetzt, wo so viel Fremdenfeindlichkeit kursiert, jetzt wo Bürger der Mittelschicht sich in ihren Ansichten radikalisieren, gerade jetzt müsste in den Buchhandlungen in jedem Schaufenster das Tagebuch der Anne Frank stehen. Und daneben eine Jukebox, die erklärt, was Rechtsradikalismus heute bedeutet. Gerade jetzt muss man es besser wissen.

Mehr junge Menschen denn je machen in Deutschland Abitur und fangen an zu studieren. Das ist so wertvoll. Je mehr Menschen, sich mit Theorien, mit Literatur, Geschichte und Gesellschaft beschäftigen, um so mehr sind in der Lage zu begreifen, wenn was falsch läuft in der Welt. So lange es Menschen gibt, die glauben, Gewalt und Terror würde irgendwas bewegen, solange es Menschen gibt, die glauben, Krieg und Vergeltung würden irgendwas ändern, so lange stehen wir in der Pflicht. In der Pflicht, zu lernen und zu ändern.
Ich denke immer, wenn alle mächtigen Menschen so handeln, wie man in der Schule lernt, wie es richtig ist, dann hätten wir keine Probleme mehr.

"Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geht davon aus, dass im gesamten Jahr 2015 etwa 800.000 Menschen Asyl in Deutschland suchen werden.", schreibt die Bundesregierung auf ihrer Internetseite.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren über 12 Millionen Deutsche auf der Flucht. Weil ehemalige deutsche Gebiete nicht mehr deutsch waren. Auf der Karte unten seht ihr Herkunft und Zahl der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen im Jahr 1950. Über 12 Millionen Menschen. Das sind unsere Omas, Opas, Uromas, Uropas. Und was passierte mit Deutschland? Ging es unter? Nein. Wer über 12 Millionen schafft, schafft auch 800.000. Schafft auch nächstes Jahr wieder 800.000. Und heute müssen wir noch nicht mal mehr unsere Städte neu aufbauen. Heute ist Deutschland ein wohlhabender und wirtschaftsstarker Staat.

Ich plädiere einfach immer wieder dafür. Schau ins Geschichtsbuch. Oder frag Opa.
Historiker arbeiten langsam. Aber sehr gründlich. Jeder Wandel beginnt hinter wachen Augen und offenen Herzen. Still und leise, aber gründlich.

Quelle: www.hdg.de/lemo

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