In aller Kürze: Don't hug me, I'm scared

Diesmal gibt es bei "In aller Kürze" ein recht bekanntes, oder besser gesagt virales, Video zu sehen. Es ist von den beiden Briten Becky Sloan und Joseph Pelling und behandelt das Thema "Kreativität".

Ehrlich gesagt hat mich dieses Video ziemlich ratlos zurückgelassen. Ich wusste nicht, was die Intention des Kurzfilms ist, noch was der Titel bedeuten sollte.

Deswegen habe ich mir mal meine Gedanken gemacht und zu folgenden Vermutungen gekommen:

Damit ihr wisst wovon ich rede, hier das Video:


Meine Vermutungen:
Als sich das Notizbuch aufschlägt, ist dessen erste Frage "What's your favorite Idea?", worauf es keine Antwort bekommt. Das, so vermute ich, ist schon der erste Hinweis darauf, dass die drei Charaktere am Tisch nicht sonderlich kreativ sind, beziehungsweise ihre Kreativität nicht nutzen.

Danach fragt der Notizblock, was die anderen beim Anblick der Orange sehen, worauf die Antwort "It's just a boring old orange" kommt, was ebenfalls für die vorangegangene These des Mangels an Kreativität spricht. Daraufhin erzählt der Block, was er sehe. Er gibt quasi einen Denkanstoß, was die anderen allerdings nicht verstehen. Der Notizblock sagt danach ja auch, dass die anderen nicht kreativ denken.

Als sie zusammen am Fenster stehen und den zweiten Blick auf die Wolken werfen, hält das Notizheft eine Lupe vor das eigene Auge. Das, so vermute ich, soll bedeuten, dass die anderen dann die Wolken aus der Sicht des Heftes angucken und dann die verschiedenen Umrisse erkennen.

Die Sache mit dem Gemälde von dem Clown, das mit schwarzer Farbe übergossen wird soll vermutlich bedeuten, dass man es nicht überstürzen sollte, sondern es langsam angehen lassen sollte. Das Notizbuch sagt ja immerhin "Uh my friend, you need to slow down".

Die Aussage "Green is not a creative colour" beim Legen der Lieblingsfarbe mit Stöcken kann man vorher schon erahnen, da das Notizbuch bei dem Vorschlag ein Kreis mit mehreren Farben zeigt, Grün allerdings nicht dabei ist.

An dem Punkt habe ich dann auch vermutet, dass der gelbe Charakter quasi zum Symbol von Kreativlosigkeit gemacht wurde, da alles, was das Notizbuch als nicht kreativ einstuft von eben diesem Charakter fabriziert wurde.

Und dann kommt der Punkt, an dem es verstörend wird, nämlich dann, als die Charaktere ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Das Herz, das auf dem Tisch liegt und verziert wird, geht wahrscheinlich auf das zu wörtlich nehmen zurück, da das Notizbuch vorher sagt, dass man auf sein Herz hören sollte.

Doch dann bleiben da noch Fragen übrig, zu denen ich keine Vermutung gefunden habe:
Warum steht plötzlich ein Kuchen aus Eingeweiden auf dem Tisch? Warum verschwinden Eingeweide durch ein Mauseloch in der Wand? Warum sieht die gelbe Person plötzlich anders aus? Was ist mit der "vorherigen" Person passiert? Wurde sie ermordet? Was soll der Titel des Videos bedeuten?

Vielleicht habt Ihr ja Ideen? Vielleicht seht Ihr auch Dinge anders als ich. Schreibt einfach Eure Sicht der Dinge als Kommentar hier unter den Beitrag. Ich bin auf Eure Ideen gespannt!


Neulich in der Gespärchsplattform unseres Magazins:
Hartmann: "Hallo Leute, ich würde gerne ein 'in aller Kürze' über Don't hug me, I'm scared machen, aber komme da aber nicht weiter. Habt ihr vielleicht eine Idee?"
Jay: "Ich guck mir das mal an."
Jay: "Ist das kaputt."

Und ich konnte ihm nicht helfen. Ein paar mal habe ich mir das Video angesehen, aber es wurde nur immer verstörender für mich. Die Situation, die Figuren, alles wanderte so weit ins beängstigend Sinnlose, dass ich kaum im Stande war einen klaren Gedanken zu dem Video zu fassen. Der "I'm scared" Teil des Videos ist spürbar in mich übergegangen.

Als ich jetzt aber des Hartmanns Analyseansatz gelesen habe, hatte ich plötzlich ein ganz anderes Gefühl. Entgegen meinen Erwartungen ergibt das ganze Video Sinn, denn es wirkt für mich als Abbild des Verhältnisses von Kunst und Gesellschaft. So werden verschiedene Stufen dargestellt in denen sich diese beiden Größen zu einander beziehen.

Stufe 1:
Es gibt nur ganz wenige Künstler, dargestellt durch den Notizblock und eine Gesellschaft, die selbst nicht kreativ ist. Der Künstler wird nicht verstanden, denn der Sinn für kreatives Schaffen fehlt. Die vom Hartmann bereits erwähnte Orangen-Szene ist ganz bezeichnend. "It's just a boring Orange."
Die Gesellschaft hat einen effektiven und praktischen Bezug zu den Dingen, der Künstler ist dadurch aber aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Als Reaktion darauf beginnt die Kunst die Gesellschaft darin zu unterrichten, was gedanklich möglich ist, wenn wir die Grenzen eines effektiven Geistes ausweiten, um kreativem Platz zu geben.

Stufe 2:
Es gibt nur ganz wenige Künstler, aber das Interesse der Gesellschaft an Kunst ist geweckt, da das Potential der Kreativität entdeckt ist. Die Gesellschaft steigt dabei aber auf ganz unterschiedlichem Niveau ein, versucht sich aber selbst auch mal am künstlerischen Schaffen. Die Leute die aber schon vorher Kunst gemacht haben, definieren vor, was gute und was schlechte Kunst ist. Es entstehen ungeschriebene und wenig plausible Gesetze, die für einen Außenstehenden (hier der Zuschauer) sogar unwahr erscheinen können: "Green is not a creative color."

Stufe 3:
Es gibt sehr viele Künstler, jeder Teil der Gesellschaft betreibt und konsumiert zu gleichen Teilen Kunst oder glaubt es zumindest. Im Rahmen der Abgrenzung von anderer Kunst wird diese aber immer abstrakter und versucht geltende Grenzen des Geschmacks zu überschreiten, um durch eine gestörte Harmonie Aufmerksamkeit zu erzeugen. Kunst und Kreativität sollen nicht mehr schön sein, sondern dienen der (Selbst-)Darstellung. Erfolgreiche Elemente anderer Künstler werden dabei übernommen und gestohlen. Für den Betrachter (wieder der Zuschauer) bleibt aber nur die Überforderung, da zu viele Inhalte, die zu unterschiedlich sind, zu schnell auf einander folgen. Was bleibt, ist Unsicherheit, die im schlimmsten Fall zur Angst führt.
Weiter gedacht könnte diese wieder in Stufe 1 führen.

So weit meine Interpretation. Ich muss Tobi wirklich danken, denn inzwischen, wegen dieser möglichen Bedeutung, mag ich das Video sogar, auch wenn ich zum Ende hin immer noch ein wenig nervös mit den Augen zucke und zu schwitzen beginne.

Auch ich würde aber gerne wissen, was ihr denkt? Sind unsere Überlegungen Quatsch? Gibt es eine ganz andere Bedeutung? Lasst es uns wissen!

Kommentare

  1. Ziemlich creative Lösungsansatze - I'm scared!

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  2. Ich finde den Ansatz von Jay ganz schlüssig, da das Notizbuch sowohl die Kunst (als Institution) als auch die Gesellschaft als Konsument von Kunst darstellen kann. Erst werden die Akteure am Tisch animiert, kreativ zu werden, ihnen werden jedoch zunehmend (mehr oder weniger nachvollziehbare) Regeln auferlegt. Die Akteure halten sich an diese Regeln, schlagen doch andere Wege ein, die der Notizblock warscheinlich selbst nicht hat kommen sehen, was dann zu den sichtbaren Ausschlägen und dem Schlusssatz führt. Die Szenen mit dem Herzen und der Torte haben mich an die Körperweltenausstellung von Hagens' errinert, in Verbindung mit dem damit einhergehenden Medienecho damals.

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    1. Das mit Körperwelten passt auch super, stimmt. Da steckt echt mehr in dem Video, als gedacht.

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    2. Ich hab noch einen für den Titel: Es könnte die Reaktion kurz nach Ansehen des Videos sein, wenn der Anschauende vor Schreck diesen Ausspruch macht... Obwohl das nicht ganz passt....

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  3. Ich musste an Schule denken. Es heißt immer, wir sollen kreativ sein. Aber das nur im Sinne der Norm. Sobald man davon abweicht und auch mal ein etwas anderes Bild malt, ist man direkt psychisch krank. Ähnlich ist es ja bei der Bildung einer eigenen Meinung, bzw. eines festen Standpunktes. Das soll natürlich gefördert werden, aber wenn man die Meinung der Lehrer oder auch der Eltern nicht teilt und dann kritisch hinterfragt, ist man nur der freche Rotzbengel, der Widerworte gibt.

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    1. Ich geb dir Recht, wenn man von der Norm abweicht ist man (im Kunstbereich) entweder krank oder brilliant.
      Feste Standpunkte sind für Lehrer/Dozenten unangenehm, dann müssen sie sich selbst damit beschäftigen und ggf erkennen, dass da doch was dran ist, was man jahrelang nicht gesehen hat. Aber ich schweife ab.

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    2. Da ist die Schwierigkeit aber auch, dass der eigentlich unvergleichbare Wert "Kreativität" per Lehrplan zu bewerten ist. Leider werden hier "Vermittlung der Technik" (und Kunst kommt ja eigentlich vom lateinischen "Ars" für "Technik") und das subjektive Gefallen vermischt.

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  4. Anonym7.7.16

    Es gibt auch noch eine Theorie welche ich ganz schlüssig finde, diese Video aber auch die anderen dieser Reihe (6 Videos) sind Anspielungen darauf dass Leute in der Fernsehwelt gefangen sind und nicht mehr selbst denken und auch ihrer Kreativität keine freien Lauf lassen. Von den gelben Puppen gibt es zwei zum einen der Kleine mit den wuscheligen Haaren der sich als Sohn von dem anderen gelben Typ bezeichnet. Roy also der große gelbe Typ könnte die Medien (Fernsehen,Internet) darstellen, da zum einen der kleine Gelbe in einer Folge sagt mein Vater ist ein Computer man könnte es aber auch damit belegen, dass immer mehr Kinder mit dem Fernseher groß werden.

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